Die Meeres-Schule – Bildung jenseits der Klassenzimmer

Veröffentlicht am 20. Mai 2025 um 23:00

Bildung geschieht nicht nur im Schulbuch, sondern im Leben selbst

Auf meinen Reisen begegnen mir immer wieder Familien, die mit ihren Kindern auf dem Meer leben. Es sind keine gewöhnlichen Begegnungen sie hinterlassen in mir stets ein tiefes Staunen. Besonders berühren mich die Teenager, die mit einem Maß an Selbstdisziplin und Eigenverantwortung aufwachsen, das in der sogenannten „normalen Welt“ oft rar geworden ist. Diese jungen Menschen sitzen morgens nicht in vollbesetzten Klassenzimmern  sie absolvieren ihre Onlineschule an Bord eines Segelschiffs, während sie sich gleichzeitig im Umgang mit Wetter, Technik und Navigation üben.

 

Ich habe Jugendliche gesehen, die einen Schiffsmotor zerlegen und wieder zusammensetzen konnten, als hätten sie eine dreijährige Ausbildung als Mechaniker hinter sich dabei sind sie gerade mal fünfzehn. Andere rechnen spielend Windrichtung, Strömungen und Kursberechnungen durch, als wäre es das Normalste der Welt. Sie wissen, wie man Wetterkarten liest, wie man ein Segel trimmt, wie man mit Funkgeräten internationale Kontakte hält oder das Ruder übernimmt, wenn die Eltern ruhen müssen.

 

Diese Kinder wachsen nicht nur mit Wissen auf, sondern mit gelebter Erfahrung. Ihre Bildung ist keine bloße Ansammlung von Theorie, sondern eine Verbindung von Verstand, Hand und Herz.

 

Beeindruckend ist auch die sprachliche Gewandtheit, die sie auf ihren Reisen entwickeln. In Italien plaudern sie beim Einkauf in fließendem Italienisch, in Spanien helfen sie beim Festmachen im Hafen auf Spanisch, in Griechenland tauschen sie Rezepte mit den Einheimischen aus.

 

Doch es ist nicht nur die technische oder sprachliche Kompetenz, die mich berührt  es ist das kindliche Staunen, das geblieben ist. Der Respekt vor der Natur, das handwerkliche Geschick, das Interesse an fremden Kulturen und das achtsame, oft sehr reife Miteinander innerhalb dieser Familien.

 

In einer Welt, in der Bildung zunehmend standardisiert wird, in der Noten und Leistungsdruck oft über echtes Verstehen gestellt werden, sind diese Kinder ein lebendiger Beweis dafür, wie wertvoll gelebtes Lernen sein kann.

 

Sie erinnern uns daran, dass Bildung nicht nur im Schulbuch, sondern im Leben selbst geschieht wenn man bereit ist, mit Neugier, Offenheit und Selbstverantwortung durchs Leben zu segeln.

 

Diese jungen Menschen sind keine Ausnahme sie sind ein leuchtendes Beispiel für das Potenzial, das in freiem Lernen, in echter Lebenserfahrung und in der Entfaltung eigener Talente liegt. Und sie zeigen uns Erwachsenen, dass Mut, Freiheit und Vertrauen oft der beste Lehrplan sind.

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